Biographie

Viktor Emil Frankl

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1905

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26. März: Viktor Emil Frankl wird als zweites von 3 Kindern in Wien geboren. Die Mutter stammt aus Prag, der Vater – Direktor im Ministerium für soziale Verwaltung – aus Südmähren.

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1914-1918

Während des 1. Weltkriegs geht es der Familie schlecht, die Kinder betteln auf Bauernhöfen um Brot.

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1918-1923

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In der Gymnasialzeit beschäftigt sich Frankl mit den Naturphilosophen und besucht Volkshochschul-Kurse über Angewandte Psychologie. Er beginnt eine Korrespondenz mit Sigmund Freud. Ein Manuskript, das er an Freud sendet, wird in der Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse veröffentlicht.

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1921

Mit 15 Jahren hält Frankl seinen ersten öffentlichen Vortrag, Über den Sinn des Lebens. Aus einem starken Gefühl für soziale Gerechtigkeit heraus wird er Funktionär der Sozialistischen Arbeiterjugend.

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1923

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Er wird zunehmend von Alfred Adlers individualpsychologischer Bewegung angezogen, die sich durch die Betonung von Gemeinschaft und sozialen Reformen auszeichnet.

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1924

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Frankl studiert Medizin an der Universität Wien und wird Obmann der Sozialistischen Mittelschüler Österreichs. Er nimmt regelmäßig an den Treffen des Adler-Kreises im Cafe Siller teil. Als jüngstes Mitglied erhält er den Spitznamen „Benjamin.“

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1925

Sein Aufsatz: „Psychotherapie und Weltanschauung“ wird in der „Internationalen Zeitschrift für Individualpsychologie“ publiziert. Er bemüht sich um die Aufhellung des Grenzgebietes zwischen Psychotherapie und Philosophie unter besonderer Berücksichtigung der Sinn- und Wertproblematik, was zum lebenslangen Leitmotiv seiner Arbeit wird.

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1926

Frankl hält öffentliche Vorträge auf Kongressen in Düsseldorf, Frankfurt, Berlin. Er legt zum ersten Mal die Idee eines sinnzentrierten Ansatzes für die Psychotherapie vor und verwendet dafür den Begriff Logotherapie, basierend auf dem griechischen Wort logos für Sinn.

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1927

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Sein Verhältnis zu Alfred Adler spitzt sich zu. Er kritisiert wesentliche Lehrsätze der Individualpsychologie, doch seine Verbesserungsvorschläge werden von Adler abgelehnt. Bald darauf folgt sein Ausschluß aus dem Adler-Verein. Adlers Tochter Alexandra (Foto), Rudolf Dreikurs und andere bedeutende Individualpsychologen bleiben ihm aber lebenslang freundschaftlich verbunden.

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1928-1929

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Frankl organisiert in Wien und sechs weiteren Städten Jugendberatungsstellen. Berühmte Psychologen wie Erwin Wexberg und Charlotte Bühler wirken dabei mit.

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Er begeistert sich für den Klettersport, der ihm zur lebenslangen Leidenschaft wird.

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1930

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Er organisiert eine Sonderaktion zur Zeit der Zeugnisverteilung, woraufhin in Wien die Zahl der Schülerselbstmorde signifikant abnimmt. Das Ausland wird auf ihn aufmerksam: Wilhelm Reich lädt ihn nach Berlin ein, die Universitäten von Prag und Budapest ersuchen ihn um Vorträge. An der Wiener Volkshochschule gibt er den ersten Kurs über Psychische Hygiene, der je stattgefunden hat.

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1931-1932

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Nach seiner Promotion beginnt Frankl seine medizinische Laufbahn an der Wiener Neurologischen Klinik „Maria Theresien-Schlössl“, einer Gründung der Nathaniel-Rothschild-Stiftung.

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1933-1937

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Frankl leitet den sogenannten „Selbstmörderinnen-Pavillon“ im Psychiatrischen Krankenhaus am Steinhof in Wien. In den folgenden Jahren sammelt er durch die Betreuung von jährlich bis zu 3000 Patientinnen reiche diagnostische Erfahrung.

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1937

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Frankl eröffnet eine Ordination als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Nur wenige Monate später wird Österreich in das Deutsche Reich annektiert, und er muss seine Praxis infolge der Einschränkungen für jüdische Ärzte wieder schließen.

In seinem Artikel Seelenärztliche Selbstbestimmung wendet er sich dagegen, dass Ärzte ihre Autorität dazu missbrauchen, ihren Patienten die eigene Weltanschauung – insbesondere die grassierende deutschnationale Ideologie – aufzuzwingen.

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1938

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Nach dem „Anschluss“ Österreich an das Deutsche Reich muss Frankl den zweiten Vornamen „Israel“ annehmen und sich als „Fachbehandler“ statt als Facharzt bezeichnen. Seine Ordination wird arisiert, und er muss seine Praxis in die elterliche Wohnung verlegen.

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In der berüchtigten „Kristallnacht“ kommen hunderte Juden zu Tode, und viele Synagogen werden zerstört – unter ihnen der prächtige „Leopoldstädter Tempel“ nahe der Franklschen Wohnung.

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1939

Frankls Aufsatz Philosophie und Psychotherapie erscheint in einer Schweizer medizinischen Zeitschrift. Darin führt er den Ausdruck „Existenzanalyse“ für das philosophische Fundament der Logotherapie ein.

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1940

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Frankl wird Leiter der Neurologischen Station am Rothschild-Spital, wo nur jüdische Patienten betreut werden. Dort sabotiert er unter Lebensgefahr die von den Nationalsozialisten angeordnete Euthanasie von „Geisteskranken“, indem er in seinen Gutachten falsche Diagnosen stellt.

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Ein Visum zur Ausreise nach Amerika läßt Frankl unbenützt, um seine alten Eltern nicht im Stich zu lassen.

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1941

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Er beginnt die Arbeit an seinem Buch Ärztliche Seelsorge, in dem er die Grundlagen seines psychotherapeutischen Systems darlegt. Das unveröffentlichte Manuskript wird er später, bei der Ankunft im Lager Auschwitz-Birkenau, wegwerfen müssen.

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1941-1942

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Frankl heiratet Tilly Grosser, eine Krankenschwester, die er am Rothschildspital kennengelernt hatte. Kurze Zeit später wird das junge Paar zu einer Abtreibung gezwungen.

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1942

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Im September werden Viktor und Tilly verhaftet und zusammen mit Frankls Eltern nach Theresienstadt deportiert. Seine Schwester Stella ist kurz zuvor nach Australien geflüchtet, sein Bruder Walter und dessen Frau versuchen über Italien zu entkommen. Nach einem halben Jahr in Theresienstadt stirbt sein Vater an Erschöpfung.

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Im Ghetto Theresienstadt kümmert sich Frankl um die psychologische Betreuung der Internierten. Er organisiert eine Einsatzgruppe, die sich der meist unter Schock stehenden Neuankömmlinge annimmt. In seinen Bemühungen, die Gefahr von Selbstmorden abzuwenden, wird er von Regina Jonas, der weltweit ersten Rabbinerin, unterstützt.

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1944

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Viktor, Tilly und knapp danach seine 65-jährige Mutter werden in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Die Mutter wird sofort in der Gaskammer ermordet, Tilly nach Bergen-Belsen gebracht. Frankl wird nach einigen Tagen zum Weitertransport in ein Arbeitslager selektiert. Er kommt nach Kaufering und später Türkheim, beides Nebenlager von Dachau.

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1945

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Im KZ Türkheim erkrankt er an Fleckfieber. Um einen lebensgefährlichen Gefäßkollaps zu vermeiden, hält er sich nachts wach, indem er sein Buch Ärztliche Seelsorge stenographisch auf Zetteln rekonstruiert.

Am 27. April wird er von US-Truppen befreit. Er wird als Chefarzt in ein Militärspital für Displaced Persons rekrutiert. Um endlich etwas über das Schicksal seiner Frau zu erfahren, schlägt er sich nach Wien durch. Innerhalb weniger Tage erfährt er vom Tod seiner Frau, seiner Mutter und seines Bruders, der gemeinsam mit seiner Frau in Auschwitz ermordet wurde.

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In seiner Verzweiflung findet Frankl Halt bei seinen Freunden, allen voran seinem alten Studienfreund Paul Polak. Er ist nun entschlossen, wenigstens sein Buch fertigzustellen und zu veröffentlichen. Sein Jugendfreund Bruno Pittermann, der inzwischen Mitglied der neuen Regierung geworden ist, verschafft ihm einen Arbeitsplatz und eine Wohnung – und eine Schreibmaschine.

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1946

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Frankl wird Vorstand der Wiener Neurologischen Poliklinik. Die rekonstruierte Ärztliche Seelsorge, erweitert durch ein Kapitel über die „Psychologie des Konzentrationslagers“, ist eines der ersten Bücher, die nach dem Krieg in Wien veröffentlicht werden. Die erste Auflage ist nach wenigen Tagen ausverkauft.

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Innerhalb von neun Tagen diktiert er das Buch Ein Psycholog erlebt das Konzentrationslager, das später unter dem Titel Man’s Search for Meaning ins Englische übersetzt und zum Bestseller wird.

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An der Volkshochschule Ottakring hält Frankl eine vielbeachtete Vortragsreihe, in der er seine Ideen über Sinn und Wert des Lebens, über Leiden und Resilienz, über Freiheit und Verantwortung darlegt. Diese Vorträge werden im selben Jahr als Buch veröffentlicht.

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1947

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Frankl heiratet Eleonore Schwindt; im Dezember wird seine Tochter Gabriele geboren.

Er erweitert und verfeinert seine „Logotherapie und Existenzanalyse“. In den Jahren 1946-49 erscheinen nicht weniger als acht Bücher.

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1948

Frankl erhält sein philosophisches Doktorat mit einer Dissertation über das Thema „Der unbewusste Gott“. Er wird Dozent für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien.

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Die Literaturzeitschrift „Der Brenner“ veröffentlicht sein Drama Synchronisation in Birkenwald. Darin verwendet er ein imaginäres Konzentrationslager als Hintergrund für die Darstellung fundamentaler existentieller Fragen wie Schuld, Leid, Verantwortung und innere Freiheit.

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1950

Er schreibt das Buch Homo patiens, in dem er ausführlich darlegt, wie man Menschen im Leiden Hilfe, Halt und Trost geben kann.

Auf den „Salzburger Hochschulwochen“ stellt Frankl seine „Zehn Thesen zur Person“ vor, eine der philosophischen Grundlagen der Logotherapie.

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1954

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Universitäten in England, Holland and Argentinien laden Frankl zu Gastvorträgen ein. In den USA fördert Gordon Allport, einer der Begründer der Humanistischen Psychologie, die Veröffentlichung seiner Bücher.

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1955

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Frankl wird zum Professor der Universität Wien ernannt. Es folgen Gastprofessuren an ausländischen – vor allem amerikanischen – Universitäten.

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1955

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Man´s Search for Meaning, die Übersetzung von Ein Psycholog erlebt das KZ, erscheint in den USA unter dem anfänglichen Titel From Death Camp to Existentialism.

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1961

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Frankl wird Gastprofessor an der Harvard University. Bezugnehmend auf die Frage der persönlichen Freiheit macht er die vielzitierte Bemerkung, dass „die Freiheitsstatue an der Ostküste durch eine Verantwortlichkeitsstatue an der Westküste ergänzt werden sollte“.

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1966

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Er nimmt eine Gastprofessur an der Southern Methodist Universität in Dallas an. Aus den dort gehaltenen Vorlesungen entsteht das Buch The Will to Meaning.

Zahlreiche Vortragsreisen führen ihn nach Nord- und Südamerika und nach Asien.

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Frankl spricht mehrmals vor den Häftlingen in dem amerikanischen Hochsicherheitsgefängnis San Quentin. Seine Ansichten über persönliche Verantwortung, Schuld und Vergebung finden bei den Inhaftierten großen Anklang.

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1970

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In San Diego/Kalifornien wird an der „United States International University“ eine Professur für Logotherapie geschaffen und das erste Logotherapie-Institut der Welt gegründet.

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1971

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Frankl nimmt Flugstunden und erwirbt zwei Jahre später die Soloflugberechtigung.

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1980

Der erste Weltkongress für Logotherapie findet in San Diego statt.

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1986

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Frankls prominenteste Schülerin Elisabeth Lukas gründet das Süddeutsche Institut für Logotherapie, das die erste professionelle Ausbildung in Logotherapie und Existenzanalyse anbietet.

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1988

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Anlässlich des Gedenktages zum 50. Jahrestag des Hitler-Einmarsches hält Frankl auf dem Wiener Rathausplatz eine vielbeachtete Rede, in der er sich gegen das Konzept der Kollektivschuld ausspricht.

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Frankl feiert in Jerusalem seine Zweite Bar Mitzvah.

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1991

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Die „Library of Congress“ erklärt Man’s Search for Meaning für „Eines der zehn einflussreichsten Bücher in Amerika“.

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1993

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Die North Park University in Chicago verleiht Elly Frankl ein Ehrendoktorat in Würdigung ihres Lebenswerkes für die Logotherapie.

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1995

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Frankl veröffentlicht seine Autobiographie.

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1997

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Die letzte Buchveröffentlichung Man’s Search For Ultimate Meaning erscheint in den USA.

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Viktor Frankl stirbt am 2. September an Herzversagen.